Wenn die Heidelerche singt – Film von Ana Bilić
Auch wenn der Titel dieses Films an einen jener verlogenen, lebensfernen Kitsch-„Heimatfilme“ erinnert, so hat er damit doch überhaupt nichts zu tun. Nein, ganz im Gegenteil! Hier wird in asketischem Schwarzweiß die Begegnung zweier Menschen, einer halberwachsenen Frau und eines noch jugendichen, aber schon alternden Mannes erzählt.Und dies fast ausschließlich nur in Dialogen von überraschender Stringenz und Dramaturgie.
Am Gegenwärtigen wird Vergangenheit erahnbar, Zusammenhänge zumindest spurenhaft erkennbar. Aber trotzdem bleibt diese verborgene Wirklichkeit ohne Wirksamkeit und Folgen für die Lebensrealität der beiden Figuren, die eine tragische Lebensgeschichte verbindet, diese zumindest erahnen läßt.
Die Wirklichkeitsgeschichte entblättert sich langsam, doch schlagartig. Beide Menschen begegnen einander jedoch nur in der Verirrung des Lebens, in der ausweglosen Verirrung in einem dichten Wald (Leben). Über das Wirkliche hinaus eine große symbolhafte Metapher, erzählt voller Überraschungen und Reflexe, als dichte Poesie. Es geht weder um Aufklärung noch um Erhellung von Schicksalhaftigkeit. Es geht einzig und allein um eine Geschichte mit dem Ursprung von Gemeinsamkeit, die aber nirgendwohin führt. Aber vielleicht doch zur Erkenntnis, daß das gemeinsame Behaftetsein mit Schicksalhaftigkeit des Lebens nichts anderes als Ausweglosigkeit bedeutet und bringt. Alles bleibt letztendlich ein Geheimnis; wie das Leben, wie eine Verirrung im ausweglosen Wald.
Großartig die Konzeption, die Reduktion, das Schauspiel, die Dialoge, die wandlungsfähige Darstellung (Valentina Himmelbauer, Danilo Wimmer), das dadurch Gesagte ohne Worte. Der Film – mehrfach preisgekrönt – ist ein Erlebnis, ein Gewinn! Bitte ansehen!! – P.P.W. – Wien, 10.5.202
Peter Paul WIPLINGER
Schriftsteller, Kulturpublizist, künstlerischer Fotograf