Ana Bilic

DIRECTOR'S STATEMENT

Deutsche Version

Der erste Anstoß für die Geschichte kam von meiner Mutter. Sie ist eine leidenschaftliche Pilzsammlerin und verbringt viel Zeit im Wald. Einmal verirrte sie sich im Wald und nach einer Weile begann sie, aufmerksam in den Wald hinein zu lauschen. Da bemerkte sie, dass ein Vogel unangenehm und schrill sang, wenn sie die falsche Richtung einschlug. Sie folgte den „Warnungen“ des Vogels und so kam sie unbeschadet aus dem Wald zurück. – In diesem Zusammenhang habe ich mich gefragt, wie es wohl wäre, wenn zwei Menschen allein im Wald wären. Würden sie sich dem Wald bzw. der Natur anpassen, oder würden sie unabhängig von der Umgebung agieren? Würden sie versuchen, ihre eigene Vorstellung von Zusammensein und gegenseitiger Hilfe durchzusetzen? Inwieweit würden sie über ihre eigenen Charakterzüge stolpern? Und würde die Natur so reagieren, wie es der Vogel tut – hilfreich? Wie spiegelt sich die Beziehung zwischen zwei Menschen in der Natur wider? Gibt es Parallelen?

Aus diesen Fragen und der daraus resultierenden Story hat sich eine klare Hintergrundproblematik herauskristallisiert, nämlich das Fehlen von Liebe als spiritus movens. Der Mann und die Frau in meinem Film begeben sich auf eine Reise zu ihren „verlorenen Paradiesen“, und diese Reise wird sowohl als innere als auch physische Reise dargestellt: Je tiefer die Protagonisten in den Wald gehen, desto tiefer tauchen sie in sich selbst ein, um ihre verlorene Glückseligkeit zu finden. Doch der Weg in die Tiefen der Figuren und in die Tiefen des Waldes bleibt nicht mehr linear wie zu Beginn, sondern wird bald zum Labyrinth. Und die Natur, die wie ein Labyrinth zu sein scheint, übernimmt die Rolle einer Mentorin.

Ich habe also zwei Themen miteinander verbunden: die Beziehung zwischen Mann und Frau und die Beziehung zur Natur. – Und es gibt eine klare Parallele zwischen den Beziehungen: Wenn es keinen Respekt gibt, scheitert auch die Beziehung – in beiden Fällen.

Am Drehbuch habe ich von 2016 bis 2018 gearbeitet, zunächst unter dem Arbeitstitel „Alex“. Die ersten Fassungen des Drehbuchs waren zu lang, und im Laufe der Zeit habe ich die Geschichte immer weiter gekürzt, zuletzt beim Schnitt. Für mich war das Kürzen beim Schreiben eine angenehme Sache – man erkennt das Überflüssige und lässt es einfach weg, der unnötige Ballast fällt weg, alles wird leichter, straffer und transparenter. Erst im Schnitt habe ich gemerkt, dass ich unfreiwillig auf einige Szenen und Textpassagen verzichten musste, im Grunde aus technischen Gründen. Aber dass man als Filmemacher mit Kompromissen leben muss, ist ja bekannt – bei mir war das nicht anders.

2018 haben wir mit den ersten Dreharbeiten begonnen und es hat anderthalb Jahre gedauert. Das lag daran, dass wir sporadisch gedreht haben – wetterbedingt, teambedingt und drehortsbedingt. Wir haben in Wien und Sonntagberg (Niederösterreich) gedreht und hatten das Glück, sehr schöne und passende Locations zu finden. Wir hatten insgesamt 28 Drehtage – 7 Indoor- und 21 Outdoor-Sequenzen. Die meisten Indoor-Szenen wurden von Goran Hantschel gedreht, und bei einigen Szenen hatte er auch die Unterstützung von Colin Hantschel und Harald Sahling. Es hat sich so ergeben, dass wir beim Drehen von Outdoor-Szenen im Wald nur zu dritt waren: Valentina, Danilo und ich, und ich habe die Kamera übernommen. Eine anspruchsvolle Arbeit, bei der ich viel ausprobiert habe und mit dessen Ergebnis ich sehr zufrieden bin. Ein solches Mikroteam ermöglichte es mir auch, während der Dreharbeiten spontane Änderungen gegenüber dem geplanten Drehbuch vorzunehmen.

Danach dauerte die Postproduktion weitere zwei Jahre. Bis auf den Schnitt, den wir – Danilo Wimmer und ich – gemacht haben, hat Danilo alles in der Postproduktion gemacht: Sounddesign, Musik und Spezialeffekte. Für die Tonmischung hatte er die Hilfe von Thilo Schaller, einem Toningenieur in Vancouver. Für den Titelsong vertonte Danilo das Gedicht des englischen Dichters Edwin Waugh „Christmas Morning“ und Mario Fuster sang es ein.

Für die männliche Hauptrolle habe ich im Vorfeld einige mir bekannte Schauspieler aus meinem Freundeskreis interviewt. Da die Gespräche nicht fruchtbar waren, haben wir – Danilo und ich als Produzenten – ein Casting ausgeschrieben. Leider konnte ich keinen geeigneten Schauspieler finden und habe schließlich Danilo gebeten, die Rolle zu übernehmen. Von seinem Alter und seiner lockeren Art her passte er sehr gut für die Rolle, als Schauspieler hatte er bereits Kameraerfahrung in einigen Kurzfilmen.

Für die weibliche Hauptrolle haben wir auch ein Casting ausgeschrieben. Es haben sich unglaublich viele junge Schauspielerinnen aus ganz Europa gemeldet und die Auswahl war nicht einfach. Am Ende habe ich mich für Valentina Himmelbauer entschieden, eine talentierte junge Schauspielerin, deren zarte Ausstrahlung sehr gut für die Rolle der „Jungen Frau“ passte. Sie hatte gerade ihre Schauspielausbildung abgeschlossen und war von der Rolle begeistert.

Ohne Liebe wird der Mensch krank. Das wissen wir bereits, viele Menschen kennen dieses Problem im kleinen oder größeren Rahmen aus eigener Erfahrung. Das Liebesdefizit bedeutet, innerlich wund zu werden, und deshalb ist es natürlich und in unseren biologischen Code eingeschrieben, dass jeder Mensch geliebt werden möchte. Da dieses menschliche Bedürfnis in jedem Menschen vorhanden ist, führt es dazu, dass man zu ungewöhnlichen Mitteln greifen kann, um geliebt zu werden. Die beiden Protagonisten in meinem Film versuchen, ihre inneren Bedürfnisse nach Liebe auf unterschiedliche Weise durchzusetzen – Alex durch Eroberung, „Junge Frau“ durch Manipulation. Daraus ergibt sich ein komplexes Wechselspiel mit verheerenden Folgen für die beiden.

Charakteristisch für die beiden ist, dass sie in ihrem Streben das Ebenbild des anderen sind. Beide sind jeweils der Retter des anderen und gleichzeitig das Opfer des anderen. Oder anders gesagt, beide werden zum Opfer des Täters und umgekehrt. Die Frage ist natürlich, was die Ursache dafür ist.

Meiner Meinung nach liegt die Ursache in ihrem unstillbaren Wunsch, die Kontrolle über unvorhersehbare Ereignisse auszuüben, die zu einem Liebesdefizit führen könnten. Also das Problem der Erwartungen und der Realität. Wenn Erwartungen und Realität nicht übereinstimmen, möchte man die Realität kontrollieren und sie zwingen, den Erwartungen zu entsprechen. Im Film stellen sich die beiden Figuren dieser Herausforderung. Die beiden täuschen den anderen, blenden, täuschen etwas vor, weil sie selbst in einer bestimmten Realität leben wollen. Sie nutzen den Einfluss des anderen, weil sie verzweifelt eine bestimmte Realität herbeiführen wollen. Die Realität, die den Erwartungen entsprechen soll.

Filmhelden in Mainstream-Kino werden generell positiv dargestellt und das Publikum hat keine große Mühe sich mit den Helden zu identifizieren. Sie sind generell ein Vorbild für Menschen. Meine Helden im Film stellen das Abbild eines Menschen, nicht das Vorbild eines Menschen. Es geht um das Interferieren zweier Menschen, nicht um einen einzigen Helden. Deswegen gibt es im Film eine männliche Hauptfigur und eine weibliche Hauptfigur.

Meine Figuren fungieren als archetypische Helden, nicht als typische Filmhelden. Bei den typischen Filmhelden ist alles grundsätzlich Schwarz-Weiß. Bei den archetypischen Helden – im Autorenfilm wie diesem – ist oft keine klare Linie gezogen, nichts ist schwarz und nichts ist weiß, die Lösung ist komplex und kann umstritten sein. Die Frage, wen man in einem solchen Film wie „Wenn die Heidelerche singt“ als Filmheld sympathisieren möchte, bleibt offen. Man kann abwägen, ablehnen, die Partei ergreifen und doch keine einheitliche Meinung bilden. Das finde ich spannend und interessant fürs Publikum.

Der Wald spielt in meinem Film eine wichtige Rolle. Er lenkt die Situation, aber nicht durch konkrete Handlungen, sondern durch Signale, durch Vorwarnungen; er ist ein Katalysator und ändert sich in seiner Funktion im Laufe des Films nicht. Der Wald ermöglicht den beiden Protagonisten eine Katharsis, eine innere Reinigung: Die beiden konfrontieren sich mit der Traurigkeit und Hilfslosigkeit hinsichtlich ihrer Vergangenheit. Es gibt also eine wichtige Verbindung zwischen dem Wald und der Entwicklung der Charaktere sowie ihren Erkenntnissen.

Die Frage, wie viel die „Junge Frau“ von Alex‘ Vergangenheit weiß, ändert sich im Laufe des Films. Zu Beginn hat sie schon einen Einblick in seine Vergangenheit, aber wie sich ihr Verhältnis zu Alex ändert, ändert sich auch ihr Einblick, den ihr der Wald gewährt: Ihr Wissen mischt sich mit ihren Wünschen, ihn durch das Prisma ihrer emotionellen Bedürfnisse zu sehen. Als „Junge Frau“ Alex die Geheimnisse des Waldes verrät, verliert sie die Einsicht in Alex´ Leben.

Auch die Frage, ob der Wald den beiden einen Streich gespielt hat, ist ebenfalls interessant. Ist man der Meinung, dass der Wald den beiden einen Streich gespielt hat, dann sieht man den Wald als höhere Gewalt, als Schicksalsmacht, die mit unschuldigen Kindern unangenehme Spielchen spielt. Ja, dann hat der Wald einen Streich gespielt. – Wenn man aber den Wald als Zeugen betrachtet, der sich den Wünschen der Protagonisten angepasst und sie so geführt hat, wie sie es wollten, dann hat der Wald keinen Streich gespielt, sondern die Figuren haben selbst über ihr Schicksal entschieden. Die Diskussion darüber überlasse ich gerne jedem Einzelnen.

Jedenfalls war es meine Absicht, dass die Geschichte – mithilfe des Waldes – jederzeit in die Illusion übergehen kann und umgekehrt – dass die Illusion in die Realität übergehen kann. Das war nicht zufällig, denn es entspricht einer realen Tatsache: Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Realität, die für einen anderen Menschen eine Illusion sein kann.

Ich habe mich für einen Schwarz-Weiß-Film entschieden, weil Schwarz-Weiß den Kontrapunkt zu dem komplexen Thema des Films bildet. Ich wollte ein komplexes Thema auf ein einfaches visuelles Konzept bringen, Bilder des Waldes in Schwarz-Weiß wiedergeben, eine visuell ansprechende Struktur bzw. Form anbieten. Es gibt keine bunte Farbpalette, die einen verführen könnte. Das entspricht den Wünschen der Protagonisten: Sie wissen genau, was sie wollen, sie sind kompromisslos und unnachgiebig. – Betrachtet man hingegen die Schwarz-Weiß-Nuancen, so entdeckt man ein breites Spektrum an Grautönen, eine feine Schichtung, die nicht sofort auffällt. Das ist auch der Leitgedanke des Films: Obwohl alles in Ordnung zu sein scheint, trügt der Schein. Schwarz kann weiß sein und weiß kann auch schwarz sein.

Es gab noch einen weiteren Grund, einen Schwarz-Weiß-Film zu machen. Schwarz-Weiß ist auch die Ästhetik des Dokuments und der Vergangenheit, oder des Zeitlosen. Und da dieser Film ein zeitloses Problem behandelt, finde ich Schwarz und Weiß als eine gute Lösung.

Ich habe mich bei den Waldszenen für natürliches Licht entschieden, das heißt, ohne künstliche Interventionen. Der Grund dafür war, dass der Wald auch eine Figur im Film ist. Der Wald ist lebendig, er führt, warnt, flüstert, beschützt, tröstet, erklärt, beunruhigt, besänftigt. Durch das natürliche Licht ist die Präsenz des Waldes größer.

Für den Titelsong hat Danilo Wimmer ein Gedicht des englischen Dichters Edwin Waugh „Christmas Morning“ ausgewählt, das der Dichter 1861 verfasst hatte und Danilo Wimmer hat es großartig vertont. Den Song hat dann Mario Fuster wunderbar gesungen.

Es gibt einen bestimmten Grund für den Einsatz eines Songs zum Thema Weihnachten. Dieser Song vermittelt etwas Wichtiges in diesem Filmdrama: Man hat die Kraft die Tragödie zu überwinden, niedrige Emotionen abzuwerfen und das Leben als ewige Liebe und Freude zu verstehen.

Im Übrigen spielt die Musik auch eine sehr wichtige und machtvolle Rolle: Sie unterstützt der Gegenwart des Waldes. Die Musik ist im Hintergrund, zurückhaltend und anhaltend, damit Vögel, Wind, Käfer, das Summen und andere Geräusche des Waldes gehört werden können. Damit die Ruhe und die Schönheit des Waldes zum Ausdruck kommen. Von diesen Tönen, Geräuschkulissen und Foley-Geräuschen, die Danilo gemacht hat, war ich begeistert.

Auf dem Gebiet des Sounddesigns hat Danilo etwas Bemerkenswertes geleistet: Die Geräusche des Waldes – Vögel, Wind, Käfer, das Summen und andere Geräusche des Waldes – lassen einen den Wald kraftvoll erleben. Man genießt die Schönheit und Ruhe der Natur, es gibt keine Künstlichkeit und Abgehobenheit einer erfundenen Welt, der Wald ist so für jeden bekannt und vertraut. Ich war begeistert von diesen Tönen, Klängen, Geräuschkulissen, und Foley-Geräuschen.

Ich habe die Heidelerche gewählt, weil sie als Symbol für die Figuren und die Situation passend ist:

Äußerlich unterscheiden sich die männliche und die weibliche Heidelerche nicht; sie können leicht verwechselt werden, weil sie sich auch ähnlich verhalten. Analog dazu verhalten sich die Protagonisten gleich und sind sich in ihrer Suche nach emotionaler Bestätigung ähnlich.

Auf dem Boden verschmilzt die Heidelerche mit dem braunen Boden, so dass sie kaum zu erkennen ist. Aus diesem Grund hat auch die „Junge Frau“ ein ähnliches Kostüm, sie lässt sich im Wald kaum bemerken, sie ist eins mit dem Wald.

Die Heidelerche lebt auf kargen Böden (Heide) und auch im Wald, im Gegensatz zu anderen Lerchenarten, die hauptsächlich in der offenen Landschaft leben. Symbolisch ist die Heidelerche also mit der Erde, aber auch mit dem Himmel verbunden. Eine Parallele, die auch im Film zu sehen ist. Zum Beispiel beobachtet die „Junge Frau“ vom Wald aus den Himmel mit dem Flugzeug, spricht von einem Traum mit der Cockpit-Simulation im Flugzeug, will einfach davonfliegen.

Bemerkenswert ist auch der Gesang der Heidelerche. Sie singt bei Sonnenaufgang und auch in der himmelklaren Nacht, und das bis zu einer Stunde lang – manche Vogelliebhaber sagen „noch schöner als die Nachtigall“. Ihr Gesang besteht aus absteigenden Wiederholungen von „lülü-lülü“, weshalb sie wissenschaftlich als Lullula bezeichnet wurde. – Zuerst nannte ich die Heidelerche im Drehbuch „Lula“, weil der Name „Lula“ für mich interessant klang. Dann fand ich heraus, dass der Name „Lula“ nicht weit vom wissenschaftlichen Namen der Heidelerche „Lullula“ entfernt war. Im Film habe ich dann die beiden Namen verwendet.

Und das Wichtigste:

Die Heidelerche steht auf der Vorwarnliste der gefährdeten Vögel, da ihr Lebensraum in Mitteleuropa aufgrund verschiedener Faktoren bedroht ist. Das zeigt klar wie die Lage des Waldes und der Natur heute ist. Deswegen warnt die Natur im Film auch klar und deutlich.

Es gibt zwei Diskussionspunkte im Film, die ich für wichtig halte: zum einen die Definition der Frau und zum anderen die Gemeinsamkeiten der menschlichen Beziehung und der Beziehung zur Natur.

In dem Film wird der „male gaze“ absichtlich auf die Frau gerichtet: Der Mann soll sich um die Frau kümmern, die Frau ist ein hilfloses Wesen und verloren in der Welt. Aufgrund ihrer Emotionen ist sie nicht gefestigt, sie ist das Opfer ihrer Schwächen. Er ist ein furchtloser, intelligenter und geschickter Mann, und er kann für sie sorgen. Selbst wenn wir die Situation im Film als eine Film-Noir-Situation betrachten, kommen wir zur benachteiligten Definition der Frau, nur in ihrem Gegenpol: eine geheimnisvolle, berechnende Frau manipuliert den Mann und scheut nichts, um ihre Ziele zu erreichen. – Die Frau hat also in den Augen eines Mannes nur negative Konnotationen. – Meine Antwort darauf wird am Ende des Films gegeben – welches Schicksal solche Ansichten verdienen.

Der zweite Punkt ist die Beziehung zur Natur und die Parallele dieser Beziehung zur menschlichen Beziehung. Die Natur bleibt im Film konstant, ändert sich nicht in ihrer Funktion, ruft nicht direkt die notwendigen Veränderungen hervor und bringt nur das auf den Punkt, was gedacht wird, und nicht verborgen bleiben soll. Die Natur bringt das gestörte Gleichgewicht wieder ins Gleichgewicht. – Und es gibt eine Gemeinsamkeit in den beiden Beziehungen:

In Beziehungen zwischen zwei Menschen müssen Respekt und Verantwortung vorhanden sein, sonst scheitert die Beziehung, sie schlägt in Egoismus und Eigennutz um. Auch in der Beziehung zur Natur: Ohne Respekt und Verantwortung im Umgang mit der Natur wird es Dürren, Überschwemmungen und andere Katastrophen geben, als Folge von Umweltverschmutzung und nachfolgendem Klimawandel. Wenn diese Arten der Liebe – die Beziehung zu einem anderen Menschen und die Beziehung zur Natur – nicht wertgeschätzt, sondern als selbstverständlich angesehen werden, führt dies zu einer gewalttätigen Reaktion. Liebe ist keine Wahl, Liebe ist in jedem Sinne conditio sine qua non – die unabdingbare Bedingung. Die Liebe wirkt und es gibt immer eine Gegenreaktion, wenn die Liebe ausgenutzt wird. Denn die Liebe ist ein Kreis, der alles miteinander verbindet – sowohl die Menschen als auch die Natur.

Mit anderen Worten: Die Natur ist der Spiegel des Menschen.

Im Nachhinein habe ich in meinem Film etwas Persönliches entdeckt, und zwar durch eine Erinnerung, die das Filmthema, den Wald und das Kino miteinander verbindet.

Es war, als ich 8-9 Jahre alt war. Wir – meine Familie und ich – waren auf einem Ausflug in der Natur. Meine Eltern fanden einen Platz auf einer schönen Wiese, wo wir den Nachmittag verbringen wollten. In der Nähe gab es einen Wald und ich bin sofort – ich weiß nicht warum – in den Wald gelaufen. Dort versteckte ich mich – als Spiel – hinter einem Baum im Wald und beobachtete meine Eltern und meinen Bruder bei dem, was sie auf der Wiese taten. Ich hatte das Gefühl, ein Teil des Waldes zu sein – der geschützte Anblick war kraftvoll, neu und schön. Meine Familie machte alles wie immer: Decken ausbreiten, mitgebrachtes Essen hervorholen, sich unterhalten und nach einer Weile auch nach mir rufen. Trotzdem blieb mir dieses Erlebnis offensichtlich im Gedächtnis und tauchte nach so vielen Jahren mit meinem Film auf.

Das Gefühl – das Gefühl der Beobachtung – entspricht dem Gefühl, das mit dem Kino verbunden ist: Man ist ein Beobachter dessen, was im Verborgenen geschieht. Wenn man der Beobachter ist, dann hält man sich in zwei Welten auf: in einer sicheren, vertrauten und in einer fremden, neuen. Man ist gleichzeitig in den beiden Welten auf verschiedenen Weisen präsent, man geht aus seiner gegebenen Realität hinaus und ist in der Lage seiner Raum- und Zeitgrenzen zu überwinden. Das, was wir als Filmzuschauer auch machen. – Dieser Film war offensichtlich eine Reminiszenz, die gleichzeitig mehrere tief begrabene Inhalte in etwas Neues wundersam vereint hat.

The first impulse for the story came from my mother. She is a passionate mushroom picker and spends a lot of time in the forest. Once she got lost in the forest and after a while she began to listen intently into the forest. There she noticed that a bird sang unpleasantly and shrilly whenever she took the wrong direction. She followed the „warnings“ of the bird and so she came back from the forest unharmed. – In this context, I asked myself what it would look like if two people were on their own in the forest. Would they adapt to the forest or to nature, or would they act independently of the environment? Would they try to impose their own idea of being together and helping each other? To what extent would they stumble over their own traits? And would nature respond as the bird does – helpful? How does the relationship of two people reflect on nature? Are there parallels?

From these questions and the resulting storyline, a clear background issue has emerged, namely: the lack of love as spiritus movens. The man and woman in my film embark on a journey to their „lost paradises“ and this journey is shown as both an inner and physical journey: the deeper the protagonists go into the forest, the deeper they dive into themselves to find their lost bliss. But the path into the depths of the characters and into the depths of the forest no longer remains linear as it was initially, but soon becomes a labyrinth. And nature, which seems to be like a labyrinth, takes on the role of a mentor.

So I have connected two themes: the relationship between man and woman and the relationship with nature. – And there is a clear parallel between the relationships: if there is no respect, the relationship also fails – in both cases.

I worked on the script from 2016 to 2018, initially under the working title „Alex“. The first versions of the script were too long, and as time went on I kept shortening the story, finally in the editing process. For me, the shortening during writing was a pleasant thing – you recognize the superfluous and just get rid of it, the unnecessary burden is left out, everything becomes lighter, tighter and more transparent. Only in editing did I realize that I had to involuntarily do without some scenes and text passages, basically for technical reasons. But that a filmmaker has to live with compromises is already known – it was no different for me.

In 2018, we started the first shooting and it took a year and a half. The reason was that we shot sporadically – weather-related, team-related and location-related. We shot in Vienna and Sonntagberg (Lower Austria) and we were lucky to find very beautiful and suitable locations. We had a total of 28 shooting days – 7 indoor and 21 outdoor sequences. Most of the indoor scenes were shot by Goran Hantschel and for certain scenes he also had the assistance of Colin Hantschel and Harald Sahling. It so happened that when shooting outdoor scenes in the forest, there were only three of us: Valentina, Danilo and me, and I took over the camera. It was a demanding job where I tried a lot of things and I am very satisfied with the result. Such a micro-team also allowed me to make spontaneous changes during the shooting compared to the planned script.

After that, post-production took another two years. Except for the editing, which we – Danilo and I – did, Danilo did everything in post-production: sound design, music and special effects. For the sound mix, he had the help of Thilo Schaller, a sound engineer in Vancouver. For the theme song, Danilo set the poem by English poet Edwin Waugh „Christmas Morning“ to music and Mario Fuster sang it.

For the male lead, I interviewed a few actors known to me from my circle of friends beforehand. Since the talks were not fruitful, we – Danilo and I as producers – announced a casting. Unfortunately, I couldn’t find a suitable actor and, in the end, I asked Danilo to take the role. From his age and relaxed character, he fit the role very well, as an actor he already had camera experience in some short films.

For the female lead, we also held a casting call. An incredible number of young actresses from all over Europe came forward and the selection was not easy. In the end, I chose Valentina Himmelbauer, a talented young actress whose tender charisma suited the role of the „Young Woman“ very well. She had just completed her acting training and was enthusiastic about the role.

Without love, man becomes ill. We already know this; many people know this problem in a small or larger scale from their own experience. The love deficit means to become sore inside and therefore it is natural and inscribed in our biological code that everyone wants to be loved. Since this human need is present in everyone and anyone, it results in the ability to reach for unusual measures to be loved.

The two protagonists in my film try to assert their inner needs for love in different ways – Alex through conquest, „Young Woman“ through manipulation. This results in a complex interplay with devastating consequences for both of them.

Characteristic of the two is that in their striving, they are the image of the other. The two are each the savior of the other and at the same time the victim of the other. Or in other words, both become the victim to the perpetrator and vice versa. The question, of course, is what causes this.

In my opinion, the cause is their insatiable desire to exercise control over unpredictable events that could lead to the love deficit. Thus, the problem of expectations and reality. When expectations and reality do not meet, one wants to control reality and force them to live up to expectations. In the film, the two characters face this challenge. The two deceive the other, dazzle, pretend something because they themselves want to live in a certain reality. They use the influence of the other because they desperately want to bring about a certain reality. The reality that should correspond to the expectations.

Movie heroes in mainstream cinema are generally portrayed positively and the audience has no great task to identify with the heroes. They are generally role models for people. My heroes in the film represent the image of a human being, not the role model of a human being. It’s about two people interfering, not a single hero. That’s why there is a male main character and a female main character in the film.

My characters function as archetypal heroes, not typical movie heroes. With typical movie heroes, everything is basically black and white. With archetypal heroes – in auteur films like this – there is often no clear line drawn, nothing is black and nothing is white, the solution is complex and can be controversial. The question of whom to sympathize with as a film hero in such a film as „When the Woodlark Sings“ remains open. One can weigh, reject, take sides and yet not form a unified opinion. I find that exciting and interesting for the audience.

The forest plays an important role in my film. It directs the situation, but not through concrete actions, but through signaling, forewarning; it is a catalyst and does not change in its function through the film. The forest enables catharsis, inner purification in the two protagonists: they confront sadness and helplessness regarding their past. So, there is an important connection between the forest and the character development and their realizations.

The question of how much the „Young Woman“ knows about Alex’s past changes throughout the film. In the beginning, she already has some insight into his past, but as her relationship with Alex changes, so does the insight she has into the forest: her knowledge mixes with her desires to see him through the prism of her emotional needs. When „Young Woman“ reveals the forest’s secrets to Alex, she loses insight into Alex’s life.

The question of whether the forest played a trick on them is also an interesting point. For me, this is a matter of consideration. If one is of the opinion that the forest played a trick on the two of them, then one sees the forest as a force majeure, the force of fate that plays unpleasant games with good children. Yes, then the forest has played a trick. – But if you consider the forest as a witness that has adapted to the wishes of the protagonists and has led them on as they wished, then the forest has not played a prank, but the characters themselves have decided their fates. I am happy to leave the discussion of this to each individual.

In any case, my intention was that the story – with the help of the role of the forest – could turn over into the illusion at any moment, and vice versa – that the illusion might turn over into reality. This was not accidental, because it corresponds to a real fact: each person lives in his own reality, which can be an illusion for another person.

I chose a black and white film because black and white is the counterpoint to the complex subject matter the film addresses. I wanted to point a complex subject into a simple visual concept, to render images of the forest in black and white, to offer a visual eye-pleasing structure and form. There is no variegation of colors to seduce you. This corresponds to the wishes of the protagonists: they know exactly what they want, they are uncompromising and unyielding. – On the other hand, if you look at the black and white nuances, you will discover a wide spectrum of shades of gray, a fine layering, which are not immediately noticeable. This is also the guiding principle of the film: although everything seems to be in order, appearances are deceptive. Black can be white and white can also be black.

There was another reason for making a black-and-white film. Black and white is also aesthetics of the document and the past, and therefore the timeless. And since this film deals with a timeless problem, I find black and white to be a good solution.

I chose natural light for the forest scenes, without artificial interventions. The reason was that the forest is also a character in the film. It is alive, it guides, warns, whispers, protects, comforts, explains, worries, soothes. With natural light, the presence of the forest is greater.

For the title song, Danilo Wimmer chose a poem by the English poet Edwin Waugh, „Christmas Morning,“ which wrote in 1861, and Danilo Wimmer did a great job setting it to music. The song was then beautifully sung by Mario Fuster.

And this text addresses what also torments my protagonists: honesty with oneself. The reaction of the protagonists to honesty with themselves is different: Alex responds with an exaggerated sense of importance and self-centeredness, “Young Woman” reacts with deep feelings of guilt. These are two sides of the same coin. When they collide, tragedy ensues. That’s why the music in the end credits switches to a different tonality.

In the area of sound design, Danilo has done something remarkable: the sounds of the forest – birds, wind, bugs, the buzzing and other sounds of the forest – make you experience the forest powerfully. One enjoys the beauty and tranquility of nature, there is no artificiality and detachment of an invented world, the forest is thus known and familiar to everyone. I was thrilled by these tones, sounds, soundscapes, and foleys.

I chose the woodlark because it is suitable as a symbol for the characters and the situation:

Externally, the male and female woodlark do not differ; they can be easily confused because they also behave similarly. Analogously, the protagonists have the same behavior and are similar in their search for emotional confirmation.

On the ground, a woodlark merges with the brown ground that it can hardly be recognized. For this reason, „Young Woman“ also has a similar costume, she hardly lets herself be noticed in the forest, she is one with the forest.

Woodlark lives on the barren ground and also in the forest, unlike other lark species that basically live in open landscape. Symbolically, therefore, woodlark is connected with earth but also with sky. A parallel that can also be seen in the film. For example, the „Young Woman“ from the forest watches the sky with the plane, talks about a dream with the cockpit simulation in the plane, wants to fly away.

The song of the woodlark is also remarkable. It sings at sunrise and also in the sky-clear night, and for up to an hour – some bird lovers say „even more beautiful than nightingale“. Its song consists of descending repetitions of „lülü-lülü“ and that is why it was scientifically called Lullula. – At first I called the woodlark „Lula“ in the script because the name „Lula“ sounded interesting to me. Then I found out that the name „Lula“ was not far from the scientific name of the woodlark „Lullula“. Then in the film I used the two names.

And the most important thing:

The woodlark is on the forewarned list of endangered birds, as its habitat in Central Europe is threatened due to various factors. This clearly shows how the situation of the forest and nature is today. That’s why nature warns clearly in the film.

There are two points of discussion in the film that I think are important: on the one hand, defining woman, and on the other hand, commonality of human relationship and relationship with nature.

In the film, „the male gaze“ is intentionally shown on the woman: the man is supposed to take care of the woman, the woman is a helpless being and lost in the world. Because of her emotions, she is not steady, she is the victim of her weaknesses. He is a fearless man, intelligent, skillful, and he can take care of her. Even if we consider the situation in the film as a film noir situation, we come to the disadvantaged definition of the woman, only in its opposite pole: a mysterious calculating woman manipulates the man and spares nothing to achieve her goals. – So, the woman has only negative connotations in the eyes of a man. – My answer to this is given at the end of the film – what fate such views deserve.

The second point is the relationship with nature and the parallel of this relationship with the human relationship. Nature remains constant in the film, does not change in its function, does not directly evoke the necessary changes and brings to the point only what is thought, and not to remain hidden. Nature brings the disturbed balance back into equilibrium. – And there is a commonality in the two relationships:

In relationships two people must exist respect and responsibility, otherwise the relationship fails, it turns into selfishness and self-interest. Also, in the relationship with nature: without respect and responsibility in dealing with nature, there will be droughts, floods and other disasters, as a result of pollution and subsequent climate change. When these types of love – relationship with another human being and relationship with nature – are not valued, but become taken for granted, it brings about the violent reaction. Love is not a choice; love is in any sense conditio sine qua non – the indispensable condition. Love acts and there is always a counter-reaction if love is exploited. For love is a circle that connects everything – both people and nature.

In other words, nature is the mirror of humankind.

In retrospect, I discovered something personal in my film through a memory that connects the film theme, the forest and the cinema.

It was when I was 8-9 years old. We – my family and I – were on an outing in nature. My parents found a place in a beautiful meadow where we were going to spend the afternoon. Nearby was a forest and I immediately – I don’t know why – ran into the forest. There I hid – as a game – behind a tree in the forest and watched my parents and my brother what they were doing in the meadow. I felt like I was a part of the forest – the sheltered sight was powerful, new and beautiful. My family did everything as usual: spreading the blanket, bringing out food they had brought with, talking, and after a while calling for me as well. Nevertheless, this experience obviously stayed with me and surfaced with my film after so many years.

The feeling – the feeling of observation – is equal to the feeling associated with cinema – one is an observer in secret of what is happening. If one is the observer, then one dwells in two worlds: a safe, familiar one and a strange, new one. One is simultaneously present in the two worlds in different ways, goes out of one’s given reality and is able to transcend one’s space and time boundaries. The same thing we do as film viewers. – This film was obviously a reminiscence that at the same time miraculously united several deeply buried contents into something new.